Gender-Rhetorik

Richtig gendern 2021:

Sollte man „man“ noch sagen?

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"Man" ist ein beliebtes und häufig genutztes Wort in der deutschen Sprache. Trotzdem sollte es einigen Sprachforscher:innen zufolge in der öffentlichen Kommunikation besser vermieden werden. Warum das so ist und welche Konsequenzen der Verzicht auf "man" für unsere Sprache in Web-, Werbe- und Pressetexten haben könnte, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Januar 20, 2021

Written by Carina D. Bukenberger

Rhetorik M.A.

1. Wo liegt das Problem mit „man“ als Pronomen?

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Die Hauptaufgabe von Sprache ist es, zu beschreiben und zu unterscheiden: Einen Mantel von einer Jacke, einen Hocker von einem Stuhl oder einen Füller  von einem Stift. In diesen Beispielen funktioniert die Unterscheidung wunderbar wertneutral. Doch was passiert, wenn Dinge mit Begriffen beschrieben und unterschieden werden, die zusätzliche semantische Eigenschaften in ihrer Bezeichnung vereinen?

Dann fällt uns das häufig gar nicht auf, zum Beispiel im Bereich der Maledicta – wie die Rhetorik Schimpfworte so schön bezeichnet:
Begriffe wie W*chser oder F*tze gelten insbesondere im Privatfernsehen nach wie vor als gängige sprachliche Mittel, um der eigenen Wut oder Entrüstung Ausdruck zu verleihen. Dabei realisiert der Sprecher oder die Sprecherin jedoch nur selten, dass mit der Verwendung der Begriffe als Maledicta implizit ein Werturteil über Dinge oder Personen ausgesprochen wird, die gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben. Das wäre nun an sich nicht weiter schlimm, wenn wir in der Kommunikationswissenschaft nicht auch davon ausgehen würden, dass Sprache in der Lage ist, Wirklichkeit zu konstituieren – sowohl für die sendende, als auch für die rezipierende Instanz. Es könnte also theoretisch davon ausgegangen werden, dass jedes Mal, wenn beispielsweise der Begriff F*tze als Bezeichnung für eine Frau verwendet wird, die Realität der sendenden und empfangenden Instanzen ein Stück weit dahingehend geformt wird, dass es in Ordnung ist, eine Frau auf ihren Intimbereich zu reduzieren.

Eine ganz ähnliche Verschiebung vermuten einige feministische Sprachforscher:innen auch bei dem gern genutzten deutschen Indefinitpronomen „man“: Auch wenn „man“ innerhalb einer Formulierung als Indefinitpronomen fungieren soll, so sei doch indirekt „der Mann“ ein Teil des Satzes – so der Gedanke. Damit gäben wir ihm nicht nur Raum innerhalb einer Aussage oder eines Textes, sondern auch innerhalb unserer gedanklichen Realität, welcher wir in Form von Sprechhandlungen Ausdruck verleihen und sie damit auch für Rezipierende erlebbar machen.

2. Die kurze Geschichte des kleinen „man“

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Um den Gedanken hinter dem Verzicht auf „man“ als Pronomen besser zu verstehen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Begriffsgeschichte:
Bereits in der alt- und mittelhochdeutschen Sprache galt „man“ als gängige Vokabel für Personen männlichen Geschlechts. Vermutet wird jedoch, dass diese männliche Bedeutungsebene erst im Althochdeutschen etabliert wurde, sodass der Begriff „man“ ursprünglich lediglich ein denkendes oder aufrecht gehendes Wesen bezeichnete und damit vorerst geschlechtsneutral verwendet werden konnte.

Die Annahme feministischer Sprachforscherinnen und Sprachforscher ist daher: „Man“ bezeichnete ursprünglich in der Funktion als Indefinitpronomen den Menschen als Maß der Dinge: „Daran wird man sich erinnern.“ hieß also „Daran werden sich einige Menschen erinnern.“, „Man wird wohl erwarten, dass du einen Hut trägst.“ hieß „Einige Menschen werden wohl erwarten, dass du einen Hut trägst.“. Die Verwendung von „man“ war also definitiv geschlechtergerecht. Seit jedoch „Mann“ im Althochdeutschen als Begriff für ausschließlich männliche Personen eingeführt wurde, könnte angenommen werden, dass „man“ indirekt männliche Personen als Maß der Dinge bezeichnet: „Daran werden sich einige Männer erinnern.“, „Einige Männer werden wohl erwarten, dass du einen Hut trägst.“

Dass dieser Annahme im Bereich von Rhetorik und Sprachwissenschaft bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde, kann unter anderem damit begründet werden, dass die Neubesetzung des Begriffs „man“ zeitlich derart weit zurückliegt: Die wenigsten Menschen denken bewusst an die Verbindung von „man“ und „Mann“, wenn sie Sätze formulieren wie „Kann man machen, muss man aber nicht.“
Entsprechend lässt sich im Moment auch nur schwer einschätzen, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung 2021 entwickeln wird. In jedem Fall erwähnenswert ist jedoch die Tatsache, dass im Jahr 2020 medial so viel gegendert wurde, wie nie zuvor; allen voran die Moderator:innen und Sprecher:innen von „Funk“, dem stetig wachsenden Online-Medienangebot und Content-Netzwerk von ARD und ZDF. 

FYI: Mannomann gilt laut Duden nach wie vor als saloppe, aber gängige Interjektion.

3. Wie lässt sich „man“ in Webtexten oder Presseartikeln elegant umgehen?

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In den meisten Fällen bieten sich für Web-, Werbe- und Pressetexte zahlreiche Möglichkeiten, den Begriff „man“ durch alternative Formulierungen zu umgehen. Nehmen wir zum Beispiel den Satz: „Wie kann man ‚man‘ ersetzen?“
Alternative gendergerechte Formulierungen wären:

  • Wie kann der Begriff „man“ ersetzt werden?
  • Wie Sie „man“ als Indefinitpronomen ersetzen können
  • Welche alternativen Formulierungen bieten sich für „man“?
  • Wie lässt sich „man“ gendern?
  • Wie kann ich „man“ in Texten vermeiden?
  • Was kann ich anstelle von „man“ sagen?

 

Wann kann „man“ nicht ersetzt werden?

Nicht immer ist eine direkte Umformulierung oder Substitution des Wörtchens „man“ möglich. Denn „man“ drückt im Deutschen oft noch viel mehr aus, als lediglich die Tatsache, dass die Rede nun von irgendjemand oder irgendetwas ist:

„Man“ wird im deutschen Sprachgebrauch häufig mit Stilmitteln der Ironie verknüpft: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“ Diese Formulierung kann nicht nur an Situationskomik, sondern auch an Prägnanz einbüßen, wenn sie gendergerecht umformuliert wird zu „Das wird eine Person ja wohl noch sagen dürfen!“ / „Das werde ich ja wohl noch sagen dürfen!“ / „Das lässt sich ja wohl noch sagen!“ etc.

Jedoch sieht die feministische Sprachkritik hierin kein Problem, sondern betont, es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis wir uns an den „man“-Verzicht gewöhnt hätten und sich auch unser humoristisches Verständnis dahingehend zum Positiven verändere.

 

Übrigens: „Man“ ist keine Interjektion!

Wird beispielsweise einem Ausruf eine Anrede beigefügt, im Sinne von „Mensch, das kann doch nicht wahr sein!“, so handelt es sich bei „Mensch“ ebenso nicht um eine Interjektion, sodass der Ausruf – sofern eine männliche Person angesprochen wird – korrekterweise „Mann, das kann doch nicht wahr sein!“ anstelle von „Man, das kann doch nicht wahr sein!“ lauten müsste.

4. Gendert sich wie von allein: Diversity Checks und Gender-Lektorate

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Genderregeln sind komplex und verändern sich kontinuierlich. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Unternehmen und ihre Öffentlichkeitsarbeit enorm: Je nach Zielgruppe kann die Verwendung von gendersensibler Sprache innerhalb von Social Media Posts, Webtexten, Werbetexten und Pressemitteilungen genau den entscheidenden Unterschied machen, der Ihre Marke von der Konkurrenz abhebt.
Doch wir kennen die Situation von Unternehmerinnen und Unternehmern im Jahr 2021 nur zu gut: Corona zerrt an unser aller Nerven und gleichzeitig gilt es das Geschäft am Laufen zu halten. Wer nebenher noch die Social Media Accounts, die Unternehmenswebsite, das Werbematerial und die alten Blogartikel auf Diversität und Geschlechterfairness überprüfen möchte, um die eigene Marke vor einem Imageschaden zu bewahren, hat meist einige Arbeit vor sich. Gern unterstützen wir Sie daher auch mit Diversity Checks und Gender-Lektoraten, bei welchen wir direkt innerhalb von Ihrem CMS oder Ihren Accounts arbeiten, sodass Ihre neuen gendergerechten Texte direkt nach Projektabschluss online sind. 

Für alle weiteren Arten von diversitätsfokussierten Lektoraten oder Korrektoraten senden Sie uns gern Ihre Anfrage.

 

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